Gemüse von nebenan fürs Restaurant ums Eck
29.09.2020Ob Wirtshaus, Haubenlokal, Kantine oder Krankenhausküche – rund um den Herd herrscht immer Stress. „Viele Gastronomiebetriebe kaufen vor allem im Großhandel, denn das geht viel einfacher, als sich regionale Produkte von vielen verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben zu besorgen und viele einzelne Lieferungen zu bekommen“, erklärt Gründerin Pia Spilauer. Auch in der Buchhaltung machen viele kleine Rechnungen mehr Arbeit als eine große. Der Nachteil bei der Beschaffung wie bisher: Die Waren kommen oft von weit her – und mitunter bleibt gleich nebenan ein Landwirtschaftsbetrieb auf seinem frischen Obst und Gemüse sitzen. In Österreich fallen pro Jahr zwischen 150.000 und 200.000 Tonnen „Überschussware“ an.
Vom Feld in die Küche. Dazu planen die FirmengründerInnen eine Online-Plattform, auf der die KüchenchefInnen alles vom Apfel bis zur Zwiebel bestellen können. „Wir besorgen Obst und Gemüse bei verschiedenen regionalen Betrieben, kümmern uns um die Logistik und liefern die Ware dann mit einer Rechnung.“ Mitgeliefert wird ein Zertifikat, aus dem hervorgeht, wie viel CO2 mit dem Einkauf eingespart wurde. Nur Produkte, die saisonal nicht regional verfügbar sind, werden vom GemüseGepard beim Großhandel besorgt. Aber auch hier wird auf möglichst kurze Transportdistanzen geachtet.
Ende August startete ein Testlauf mit zwei Gastronomiebetrieben. Wenn alles wie geplant klappt, soll die Bestellplattform im zweiten Quartal 2021 online gehen.
Vienna first. In einem ersten Schritt möchte sich der GemüseGepard auf den Raum Wien beschränken und sein Angebot sukzessive auf andere österreichische Ballungszentren ausdehnen. Auch Convenience-Produkte sollen angeboten werden – schließlich schneiden die meisten Gastronomiebetriebe ihre Pommes nicht mehr selbst. Bis zum Markteintritt nächstes Jahr freuen sich die FirmengründerInnen auf neue Kontakte zu Betrieben aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung und Gastronomie.
Ein neuer Vertriebsweg für landwirtschaftliche Produkte – das könnte auch den Obst- und Gemüsebauern in den Klima- und Energie-Modellregionen helfen, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und verloren geglaubte Überschüsse doch noch an den Mann oder die Frau zu bringen.