Kohle für den Klimaschutz
03.08.2022„Die Szenarien des IPCC-Berichts zeigen, dass wir große Mengen an Negativemissionen brauchen werden, um das in Paris gesteckte 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Das heißt, wir benötigen Carbon-Removal-Technologien“, erklärt Manuel Schleiffelder. Dazu hat er im Februar 2022 gemeinsam mit Jürgen Brandner und David Unterholzner die RCMP Solutions GmbH gegründet.
Carbon Removal. Um der Atmosphäre CO2 zu entziehen, kann man Bäume pflanzen oder es mittels Carbon-Capture-Technologie unter hohem Energieaufwand aus der Luft holen. Effektiver aber wäre es, Holz- und Lebensmittelreste mittels Pyrolyse in Pflanzenkohle zu verwandeln und diese möglichst tief im Boden oder in aufgelassenen Bergwerksstollen dauerhaft einzulagern, meinen die Gründer. „Es würde reichen, fünf Prozent der weltweit nachwachsenden Biomasse in Kohle zu verwandeln, um die erforderlichen Negativemissionen für das 1,5-Grad-Ziel zu erzielen“, beschreibt Schleiffelder das Potenzial für die dezentrale Pflanzenkohleproduktion.
In einer Pilotanlage bei der Next Generation Elements GmbH im oberösterreichischen Feldkirchen wird Pflanzenkohle mit einem langsamen Pyrolyseverfahren bei 750 °C hergestellt und analysiert. Das anfallende Gas wird für die Prozesswärme verwendet, könnte aber auch aufbereitet und für andere Zwecke eingesetzt werden. Künftig könnte und sollte die Produktion und Einlagerung von Pflanzenkohle dezentral erfolgen, um Transportkosten und -emissionen gering zu halten.
Kohle machen. Finanzieren möchte sich das Start-up durch Teilhabe am Verkauf der hochwertigen CO2-Negativ-Emissionen, die über ihre Plattform dokumentiert und nachgewiesen werden. In den USA gibt es dafür bereits einen Markt, in der EU ist dieser noch sehr beschaulich, allerdings werden derzeit Regeln für die Zertifizierung von verschiedenen CO2-Negativ-Emissionen erarbeitet (vgl. hier). RCMP Solutions nimmt auch am mit 100 Millionen Dollar dotierten Wettbewerb der Carbon Removal-XPRIZE Foundation von Elon Musk teil.
Pflanzenkohle kann aber auch als Filtermaterial oder zur Bindung von Schwermetallen und Chemikalien in verseuchten Böden eingesetzt werden und ist auch bei der Verbesserung bestimmter landwirtschaftlicher Böden nützlich – Stichwort Terra preta. „Wir stehen da außerdem mit den Expert:innen der Ökoregion Kaindorf in Kontakt“, sagt Schleiffelder. „Auch der Humusaufbau ist sehr wichtig, im Vergleich zu unserem Konzept aber schwer messbar.“
greenstart, die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, haben Schleiffelder, Brandner und Unterholzner als „tollen Boost“ vor allem in Sachen Bekanntheit und Kontakten erlebt. „Wie man hier an der Hand genommen wird, ist sehr hilfreich“, so Schleiffelder. Aktuell sind die drei Gründer auf der Suche nach passenden Sponsor:innen und weiteren Partner:innen für die Errichtung von Pilotanlagen. Ideal wären Standorte, wo es einen Lagerplatz für Biomasse, eine Halle und Bedarf für die Abwärme gibt.