Klimaschutz ist sexy
03.08.2022„Ich habe keine passende Unterwäsche für mich gefunden“, beschreibt Mona Heiß, wie sie auf die Idee gekommen ist, ein Unternehmen zu gründen. „Höschen und BHs werden viele Stunden lang direkt auf der Haut getragen – und ich möchte mich nicht ständig in Polyester hüllen.“ Dazu kommt noch, dass Kunstfaser-Textilien bei jedem Waschgang Mikroplastik-Partikel abgeben.
Naturfaser. Fast Fashion ist nicht ihr Ding. Daher möchte die Kommunikationsdesignerin und Modefotografin hochwertige Lingerie und Loungewear aus reiner Naturfaser auf den Markt bringen. Sie arbeitet mit Bioseide, Tencel™ (einer Faser auf Zellulosebasis), österreichischem Leinen und „gewaltfreier Seide“. Dabei wird die Seide erst gewonnen, wenn die Raupen des Seidenspinners bereits aus dem begehrten Kokon geschlüpft sind.
Im Herbst möchte Heiß ihre erste Kollektion aus Milchsatin präsentieren. Als Satin werden glänzende Stoffe bezeichnet, die aus verschiedenen Natur- oder Kunstfasern hergestellt werden können. Im Fall von Milchsatin wird ein Abfallprodukt aus Molkereien zum Rohstoff für die Stoffproduktion. „Milchsatin ist atmungsaktiv, biologisch abbaubar und wird in Großbritannien und Italien hergestellt“, erklärt Heiß.
Gut vorbereitet. Ihr Know-how in Sachen Modedesign und -fertigung holte sich die gebürtige Tirolerin an der Universität für angewandte Kunst in Wien und einem auf Unterwäsche spezialisierten Kolleg in London. In den vergangenen Jahren entwarf und fertigte sie auch zahlreiche Bühnenkostüme für Akrobatik- und Tanzaufführungen.
Derzeit arbeitet die Gründerin an der Fertigstellung ihres klimaneutralen Webshops. Heiß sucht aber auch nach Vertriebspartner:innen im Fachhandel – speziell Unternehmen, die sich ebenfalls der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Und sie denkt bereits an die Beschäftigung von Näher:innen in ihrem Floridsdorfer Atelier.
Auf Bestellung. Under the Hours produziert „Made-to-order“, also auf Bestellung. Trotzdem sollen sich die Preise der verführerischen Damenunterwäsche in Grenzen halten. Für die nachhaltigen Höschen und BHs mit dem gewissen Etwas müssen die Kund:innen zusammen mit 90 bis 120 Euro rechnen. Underwear für Männer wird es nicht geben – als Kunden sind sie trotzdem herzlich willkommen.
An greenstart, dem Start-up-Wettbewerb des Klima- und Energiefonds, schätzt Heiß das „inspirierende Umfeld und das Networking mit den anderen Teilnehmer:innen“. Auch zahlreiche Medien – der ORF inklusive – sowie erste potenzielle Vertriebspartner:innen haben sich bereits bei ihr gemeldet. „Under the Hours wird nicht Abertonnen von CO2 einsparen, möchte aber einen Beitrag zum bewussten Konsum leisten. Neben Naturtextilien werde ich, wo immer es möglich ist, auch auf Naturfarben setzen“, verspricht die Gründerin.