Was tun mit alten Lithium-Ionen-Akkus?

25.10.2022

Sie sind überall drinnen, die Lithium-Ionen-Batterien (LIB): in Handy-Akkus, Laptops, Kameras, Akku-Schraubern, E-Bikes und E-Autos und in fast allen anderen elektrischen Geräten für den Einsatz ohne Steckdose. Alle kennen inzwischen die bedenklichen Bilder vom Lithium-Abbau in der chilenischen Atacama-Wüste. Gleichzeitig steigt der Bedarf an dem Alkalimetall. Doch am Ende des Lebenszyklus werden derzeit bestenfalls Kupfer, Nickel und Kobalt durch Einschmelzen zurückgewonnen. Der Rest der Inhaltsstoffe verbleibt in der Schlacke und landet meist als Zuschlagstoff in der Zementindustrie.

Sicheres Verfahren. „Es wird sehr viel zu Batterien geforscht, jedoch kaum zu ihrem Recycling“, erzählt Tobias Kopp, wie 2017 an der Karl-Franzens Universität Graz die ursprüngliche Idee zum Start-up entstand. Im Jahr 2021 startete ProtectLIB  mit Tobias Kopp, Jürgen Abraham und Chris Pichler in Bad St. Leonhard. 2022 stieß Lena Hofbauer dazu. Aktuell beschäftigt sich das Team mit der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Zerkleinerung der Batterien, das patentiert werden soll. „Das Recycling von Batterien ist kein Spaziergang“, so Kopp. Schließlich gelten LIB als Gefahrengut und können sich leicht entzünden, was sowohl die Lagerung als auch den Transport von Altbatterien kompliziert macht. Das soll durch ein sicheres Verfahren geändert werden.

In einem ersten Schritt will ProtectLIB Kupfer, Aluminium und Stahl sowie die Kunststoffanteile der Lithium-Ionen-Batterien mechanisch und physikalisch trennen. In einem zweiten Schritt soll in Kooperation mit einem Mineur das Lithium chemisch zurückgewonnen werden. Einen Prototypen hat das Gründungsteam bereits gebaut. Bis zum dritten Quartal 2023 soll eine erste Pilotanlage in Betrieb gehen.

Regionales Recycling. Das Ziel ist, die Batterien künftig regional und möglichst vollständig zu recyceln, statt sie wie bisher zum partiellen Recycling ins Ausland zu verfrachten. Wird das neue Verfahren von ProtectLIB in Österreich zugelassen, ist auch eine Anwendung in ganz Europa möglich.

Was ursprünglich unter anderem für Autobatterien gedacht war, wird vorerst vor allem mit kleinen Lithium-Ionen-Akkus aus Smartphones bis hin zu E-Bikes sowie mit Ausschussware der Herstellerbetriebe starten. Der Grund dafür ist, dass mit einem größeren Aufkommen an ausgedienten Autobatterien erst um das Jahr 2030 zu rechnen ist.

An greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, schätzen die Gründer:innen vor allem die Aufmerksamkeit, die sie durch ihre Teilnahme erzielten. „Wir wurden schon von einer Reihe potenzieller Lieferant:innen und Kund:innen angeschrieben“, freut sich Kopp. Trotzdem könnten die Jungunternehmer:innen noch mehr Interessent:innen an den Sekundärrohstoffen gebrauchen. Außerdem sucht das Trio eine/n Fünfte/n im Bunde als CFO, also als Finanz- und Marketingchef:in.

ProtectLIB auf greenstart