Top3 greenstar 2023 „2nd Cycle“ im Portrait

21.12.2023

Viel zu schade zum Schreddern

Die gute Nachricht zuerst: Qualitativ hochwertige Photovoltaik-Module halten weitaus länger und ihre Leistungsdegradation schreitet viel langsamer voran, als ihre Hersteller garantieren. Die schlechte Nachricht: Schon heute werden große Mengen an alten PV-Modulen geschreddert, und jedes Jahr werden es mehr. Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2030 in Europa 30 Millionen PV-Module ausgemustert werden – und weltweit sogar 300 Millionen.

Repowering. „Ein hoher Prozentsatz der alten PV-Module ist noch funktionstüchtig“, erklärt Simon Prüller. Warum sich trotzdem viele Anlagenbetreiber für ein Repowering, also den Austausch der Module entscheiden, habe vor allem wirtschaftliche Gründe: das Auslaufen der geförderten Einspeisetarife, der bessere Wirkungsgrad neuer Module oder einzelne schadhafte Module, die den Ertrag der gesamten Anlage deutlich schmälern. Einzelne Module zu ersetzen, scheitert oft an der mangelnden Kompatibilität mit neuen Produkten – vor allem aber ist das Aufspüren und Testen der kaputten Module bislang mit viel manueller Arbeit verbunden und daher teuer.

Gemeinsam mit dem Inhaber der Firma GetroniX, Gerald Eichler, und einem Team aus Experten in den Bereichen technischer Physik, Datenanalyse und der Automatisierungstechnik möchte Prüller eine automatische Reinigungs- und Prüfanlage für gebrauchte PV-Module entwickeln, um diesen kosteneffizient zu einem weiteren Lebenszyklus zu verhelfen. 2nd Cycle soll das neue Unternehmen heißen und die Kosten für das „Upcycling“ auf drei bis vier Euro pro Modul senken.

Neuer Markt. „Wir rechnen mit rund zwei bis zweieinhalb Jahren Entwicklungsarbeit und hoffen, in etwa eineinhalb Jahren eine erste Pilotanlage errichten zu können“, so Prüller. „Längerfristig möchten wir 15 bis 20 Prüfanlagen in ganz Europa errichten und kostengünstige upgecycelte Module an weniger zahlungskräftige Kund:innen im In- und Ausland verkaufen.“ Dieses Angebot könnte auch den Ausbau der Sonnenkraft in Wüstenregionen beschleunigen, wo der leicht verminderte Wirkungsgrad der Module durch eine höhere Sonnenscheindauer mehr als wettgemacht werden könnte.

Zu den gereinigten und getesteten Modulen wird es einen Prüfbericht geben, der Modultyp, technische Daten, das Baujahr, die gemessene Leistung und allfällige Fehler wie optische Mängel enthält. Die Module selbst werden mit einem Etikett versehen, das Zugriff auf diese Daten ermöglicht. Mit den für gut befundenen Modulen möchte 2nd Cycle einen Großhandel für gebrauchte Photovoltaik aufbauen.

Aktuell suchen die Gründer vor allem nach Kontakten zu Unternehmen aus der Abfallwirtschaft, Investor:innen und motivierten Mitarbeiter:innen. „Einige dieser Kontakte, auch zu potenziellen Investor:innen, konnten wir durch unsere Teilnahme bei greenstart bereits knüpfen“, sagt Prüller und freut sich auch über die wirtschaftliche Expertise im Rahmen des Klimafonds-Programms.

Weitere Informationen:

greenstart – 2nd Cycle