Lass die Sonne rein!

25.10.2022

„Schon die alten Ägypter haben polierte Bronzeplatten dazu verwendet, Licht in dunkle Pyramiden umzulenken“, weiß Florian Prieler. „Während andere Formen der Solarenergie wie Solarthermie und Photovoltaik immer mit Umwandlungsverlusten verbunden sind, können mit Heliostaten – also mit Spiegeln – nahezu 100 Prozent des Lichts und der Wärme dorthin gelenkt werden, wo man sie braucht.“ Mit einem Spiegel mit einer Fläche von einem Quadratmeter kann rund ein Kilowatt Energie umgelenkt werden. Im Innenraum, hinter einem Fenster sind es immer noch 300 bis 400 Watt.

Testbetrieb. Sobald die baurechtlichen Fragen vollständig geklärt, sind soll ein Prototyp in einem gemeinsamen Pilotprojekt mit einer Wohnbaugesellschaft und einer weiteren Gemeinde, die noch gesucht wird, in Betrieb genommen werden. „Im Winter werden uns dann ausreichend Daten zur Verfügung stehen, um zu sehen, ob unsere Berechnungen auch der Praxis standhalten“, so Prieler. Klappt alles wie geplant, soll die Gründung des Unternehmens erfolgen.

Die Heliostaten von sunfools sind mit einem Motor und einer Technikbox ausgestattet. Gespeist von einer kleinen PV-Zelle kann der Heliostat einerseits automatisch der Sonne nachgeführt werden, andererseits ist eine Steuerung durch die Benutzer:innen via WLAN möglich. Die Sonnenstrahlen können auch auf ein Deckenelement im Rauminneren gelenkt werden, das Prismen enthält und Licht und Wärme separat verteilt – oder auch auf einen Punkt konzentriert. „Das fühlt sich dann wie eine Infrarotheizung an“, sagt Prieler.

Flexibel. Da das System sogar bei bedecktem Himmel funktioniert, könnte es in der kalten Jahreszeit einen Beitrag leisten, um die Lastspitzen im Stromnetz zu verringern. Wird nur Licht, aber keine Wärme benötigt, kann die Infrarotstrahlung durch eine spezielle Beschichtung auf fünf bis sechs Prozent reduziert werden. Bei Sturm klappt sich der Spiegel automatisch weg.

Derzeit arbeitet man bei sunfools zu dritt: Markus Kandler bringt zehn Jahre Erfahrung in der Automotive-Branche mit, wo er vor allem Prototypen fertigte. Ben Assa studiert an der Universität Wien Physik und Optik und ist für die Berechnungen zuständig. Florian Prieler absolvierte ein Elektronik-Studium und kann auf 20 Jahre Projekterfahrung zurückblicken. Aktuell experimentieren die Gründer mit verschiedenen Heliostat-Formen: rechteckig, rund und in Bienenwabenform.

Test-Gemeinde gesucht. greenstart, die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, hat sunfools bereits einige mediale Aufmerksamkeit beschert. Außerdem hat sich ein österreichischer Energiekonzern bei den Gründern gemeldet – und ein Kooperationsprojekt steht im Raum. „Bislang wurden Heliostaten vor allem von Architekturbüros eingesetzt. So wird bei japanischen Wolkenkratzern beispielsweise Licht nach unten gelenkt, um die Gebäude noch höher bauen zu können. sunfools möchte die Heliostaten nun auch Privatkunden zugänglich machen“, erklärt Prieler. Bürgermeister:innen oder Modellregionsmanager:innen, die dieses System in ihrer Stadt oder Gemeinde ausprobieren und testen möchten, sind herzlich willkommen.

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