greenstart Alumni „Traivelling“ im Interview: Erfolg bei „The Green 100“ – der grünen Finanzierungsmesse
22.12.2023Nachhaltige Finanzierung für nachhaltiges Reisen
Interview. Den Menschen einen einfachen Zugang zu langen Zugreisen über mehrere Staatsgrenzen hinweg zu bieten, ist das Ziel des Start-ups Traivelling. Gründer Elias Bohun über seine Erfahrungen mit der Finanzierungsmesse The Green 100, die sein Unternehmen einen großen Schritt weiter brachte.
Herr Bohun, Sie haben im Mai 2023 bei The Green 100, der grünen Finanzierungsmesse des Klima- und Energiefonds, als Aussteller teilgenommen. Mit welchen Erwartungen gingen Sie zu The Green 100?
Elias Bohun: Wir haben nach grünen Investor:innen gesucht, um Programmierer:innen beschäftigen zu können. Es ging um einen Finanzbedarf von einigen 100.000 Euro.
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Ja. Wir haben nun mehrere Optionen und führen noch Verhandlungen mit einigen Investor:innen. Außerdem sind wir mit Crowdfunding für Gemeinwohl in Kontakt gekommen und haben ein langes Gespräch geführt. Letztendlich bekamen wir über diese Schiene 201.200 Euro Investitionskapital zur Verfügung gestellt.
Warum haben Sie „The Green 100“ für Ihre Investorensuche gewählt?
Weil es auf der Hand lag. Unser Unternehmen verfolgt einen klaren Klimaschutzgedanken, nämlich das Buchen von langen Zugreisen über mehrere Ländergrenzen hinweg so einfach wie den Kauf eines Flugtickets zu gestalten.
Wie kam das Investment zustande? Welche Rolle spielte „The Green100“ dabei?
Wir hatten, wie gesagt, lange Gespräche mit Crowdfunding für Gemeinwohl, auch mit dem Vorstand, dem unser Projekt gefiel. Und wir haben eine Gemeinwohlprüfung abgelegt. Wir hofften, innerhalb von 120 Tagen genügend Investor:innen zu finden, doch bereits nach 20 Tagen hatten wir rund 200 und das Ziel von 200.000 Euro erreicht.
Wie haben Sie sich auf die Green 100 vorbereitet?
Wir hatten schon vor der Messe Austausch mit potenziellen Investor:innen und den dafür nötigen Pitch. Außerdem sind wir unsere Finanzierungspläne nochmals durchgegangen.
Welche Bedingungen bzw. Vereinbarungen sind an das Investment geknüpft?
Es handelt sich um ein qualifiziertes Nachrangdarlehen mit einer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren und mit einer Verzinsung von vier bis sechs Prozent.
Gibt es spezifische Meilensteine oder Ziele, die Sie mit Hilfe dieser Finanzmittel erreichen möchten?
Wir möchten im Frühjahr 2024 mit unserer Buchungsplattform online gehen. Wir konnten drei Programmierer:innen anstellen, die gerade an coolen Features für die Seite arbeiten. Ohne zusätzliche Finanzmittel hätte diese Arbeit viel zu lange gedauert.
Ist damit Ihr gesamter Finanzierungsbedarf abgedeckt, oder suchen Sie noch nach weiteren Investor:innen?
Durch das Crowdfunding konnten wir einen Teil unseres Finanzbedarfs abdecken. Wir erhielten aber auch Unterstützung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und sind nach wie vor in Gesprächen mit weiteren Investor:innen.
Was möchten Sie mit den weiteren Investments umsetzen?
Wir möchten noch mehr Menschen beschäftigen, um uns dadurch schneller weiterzuentwickeln und zu wachsen. Es geht um die Entwicklung weiterer Features für die Buchungsplattform, und sobald diese online ist auch um professionelles Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.
Vor Corona haben wir wie ein normales Reisebüro – nur eben für Zugreisen – gearbeitet und hatten sehr, sehr viele Anfragen. Fast zu viele, denn auch wir sind an der Zusammenstellung der Reisen meist eine Stunde und mehr gesessen. Hätten wir so weiter gemacht, wären wir sehr klein geblieben. Mit der Buchungsplattform können wir viel mehr Menschen vom Flugzeug in die Bahn umleiten und damit einen nennenswerten Beitrag zur Mobilitätswende leisten.
Wird es für Menschen, die nicht so ganz mit dem Internet vertraut sind, auch weiterhin eine persönliche Betreuung geben?
Ja, allerdings werden wir dafür eine höhere Provision verlangen müssen.
Inwiefern hat die Teilnahme an der Finanzierungsmesse Ihrem Unternehmen über die finanziellen Aspekte hinaus einen Mehrwert geboten?
Sie hat ihren Zweck erfüllt, und wir konnten uns mit vielen interessanten Menschen austauschen.
Was dürfen sich Kund:innen von der Traivelling-Buchungsplattform erwarten?
Eine Plattform, die auf Langstreckenreisen optimiert ist und nicht nur bis ins Nachbarland. Wenn Sie heute eine Zugreise nach Südspanien buchen wollen, dann sitzen Sie wahrscheinlich einen ganzen Tag lang vor dem Computer. Mit unserer Plattform wird das viel schneller gehen. Sie stellt Angebote für die beste Verbindung und für den besten Preis zusammen, und wird ein hohes Maß an Flexibilität zulassen. Und sie wird über Features verfügen, die andere Plattformen nicht haben. Welche das sind, möchte ich jetzt noch nicht verraten.
Was ist der USP von Traivelling gegenüber anderen Anbietern?
Die Möglichkeit, lange Zugreisen auf einer Plattform zu buchen. Bislang braucht man dazu mehrere, nicht zuletzt durch die Privatisierung zahlreicher Bahnstrecken. Weiters suchen wir nicht nur nach den schnellsten oder billigsten Verbindungen, sondern berücksichtigen auch den Reisekomfort und mögliche Reiseerlebnisse auf der Strecke.
Wie viele Reisen planen Sie im Jahre 2024 verkaufen?
Mehrere Tausend.
Wohin ging die bislang weiteste Reise, die über Traivelling gebucht wurde?
Wir haben bislang rund 50 Reisen nach Vietnam und nach Thailand verkauft.
Welche Tipps würden Sie anderen grünen Start-ups geben, die auf der Suche nach Investorinnen sind?
Die Vernetzung von Start-ups und Investor:innen hat auf The Green 100 sehr gut funktioniert. Grundsätzlich würde ich empfehlen, nach Investor:innen zu suchen, die mit dem eigenen Thema etwas anfangen können oder selbst davon betroffen sind. Mit Unternehmen, für die Nachhaltigkeit nur beim Marketing wichtig ist, wird es schwierig.