Von der Unterwäsche bis zum Windrad: Kreative Businessideen für den Klimaschutz bei „greenstart“
04.05.2022Lingerie aus Milchabfallprodukten, Windräder für Starkwindgebiete oder gemeinschaftliche Photovoltaik-Anlagen – die Ideen, die bei der Initiative „greenstart“ heuer eingereicht wurden, beweisen, dass es heimischen Gründer:innen nicht an kreativen Ideen fehlt. Gestern wurden die besten zehn Start-ups – eine Jury hat die Auswahl vorgenommen – präsentiert. Sie erhalten nun nicht nur 10.000 Euro Startkapital, sondern profitieren auch von Workshops, Coachings und einem Expert:innen-Netzwerk zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle. „Greenstart“ ist eine Initiative des Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz.
So vielfältig die Business-Ideen aus Österreich auch sind – sie alle tragen dazu bei, die österreichischen und globalen Klimaziele zu erreichen. Bundesministerin Leonore Gewessler: „Für eine resiliente und klimafreundliche Zukunft braucht es eine Vielzahl an innovativen, kreativen Lösungen, die nachhaltig wirken. Deshalb sind Menschen mit nachhaltigen Ideen, Visionen und Tatendrang, so wie bei greenstart, besonders wichtig. Ich wünsche den Start-ups viel Erfolg!“
Die TOP-10 Start-ups stellen sich vor
Beim greenstart Kick-Off Event am 3. Mai im Impact Hub Vienna stellten sich die TOP-10 der Öffentlichkeit vor. In kurzen und knackigen Pitches erklärten sie dem Publikum ihre klimarelevante Businessidee. Mit dabei sind dieses Jahr: Beetle ForTech, Green Soul Technologies – SoulHeat, Inflexiosol, Maisspindeln, ProtectLIB, Reverse Carbon Mining Project, Sonnenschmiede, Terawind, Under the Hours und Wastics.
Klima- und Energiefonds Geschäftsführer Ingmar Höbarth: „Die TOP-10 greenstarter bieten konkrete Lösungen und originelle, ausgefallene Ideen für die Energie- und Mobilitätswende. Wir freuen uns darauf, sie auf ihrem Weg zu begleiten und sie bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle finanziell, mit Know-how und Netzwerkkontakten zu unterstützen.“
So geht es weiter
greenstart bietet den zehn ausgewählten Start-ups nun ein halbes Jahr lang Workshops, Coachings, Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und Expert:innen-Betreuung an. Anschließend stellen sich die zehn Start-ups erneut der Fachjury – und der Öffentlichkeit, die mittels Online-Voting ihre Favorit:innen wählt. Im Herbst 2022 werden aus den TOP-10 jene drei Start-ups präsentiert, die jeweils weitere 20.000 Euro Unterstützung für die Umsetzung ihres Business-Plans erhalten.
Pressefotos unter: https://bit.ly/37dD6lx ©stills&(e)motions-RudyDellinger
Die TOP-10 Business-Ideen greenstart 7
Beetle ForTech (Forest Technologies) – Timber Traceability Solutions
Beetle ForTech entwickelt Technologien, die eine lückenlose Rückverfolgung von Baumstämmen bis zum exakten Wuchsort ermöglichen. Damit wirken sie illegalem Holzeinschlag entgegen, garantieren die Einhaltung von weltweit geltenden Gesetzen sowie von Zertifizierungssystemen und tragen zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit bei. Die Produkte bestehen unter anderem aus einem Markierungsgerät, das Stämme direkt nach der Ernte völlig fremdstofffrei markiert und einem satellitengestützten Waldmonitoringsystem
Green Soul Technologies – SoulHeat
Green Soul Technologies arbeitet an Lösungen zur Speicherung der im Sommer anfallenden Energie für den Winter – dadurch wird das Stromnetz entlastet und eine Unabhängigkeit von Brennstoff- und Rohstoffpreisen ermöglicht. Dafür hat das Start-up einen thermochemischen Speicher namens „SoulHeat“ entwickelt, der Energie aus Solarkollektoren, Photovoltaik oder anderen Energiequellen über lange Zeit (mehrere Monate bis zu Jahren) verlustfrei speichert. Diese Energie kann dann im Winter zur Wohnraumheizung und Warmwasserbereitung genutzt werden. „SoulHeat“ basiert auf einem vollständig reversiblen chemischen Prozess ohne Ausstoß von Treibhausgasen, ist unabhängig von geologischen Gegebenheiten oder infrastrukturellen Anschlüssen und kann auch einfach mit bestehenden Heizsystemen und Wärmepumpen kombiniert werden.
Inflexiosol
Mit Hilfe der Idee von Inflexiosol (Projekt Sunray) soll jede Person die Möglichkeit bekommen, einfach und unkompliziert zu einer/einem Nutzer:in oder Anbieter:in eines Sonnenenergie-Systems zu werden. Dafür kommen Heliostate zum Einsatz, die – wie ein Spiegel – Sonnenlicht und damit Wärme durch Fenster in Gebäude lenkt, wodurch Energiekosten und CO2 Emissionen reduziert werden. Jeder Heliostat ist in ein Netz von Heliostaten über ganz Wien eingebunden und wird den Nutzer:innen über eine Online-Plattform zugänglich gemacht.
Maisspindeln – die nachhaltige Alternative zu Grillkohle und Erdgas
Mit Hilfe des Geschäftsmodells soll Grillen einfacher, gesünder und vor allem nachhaltiger werden. Statt Holzkohle oder Erdgas kommen Maisspindeln zum Einsatz, die als ungenutzter Reststoff bei der Körnermaisernte zurück bleiben. Die Maisspindeln haben viele Vorteile für Nutzer:innen z.B. sind sie rasch grillbereit, sie erreichen höhere Temperaturen als Holzkohle und produzieren keinen Schmutz oder unangenehme Gerüche. Zudem ist ihre Verwendung emissionsärmer als bei Holzkohle und Erdgas.
ProtectLIB
ProtectLIB fokussiert sich auf das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien (LIB) für Kund:innen aus der Entsorgungsbranche. Dabei werden Werte wie Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit großgeschrieben. Das Team arbeitet interdisziplinär an einer innovativen Lösung des LIB-Recyclings; dabei strebt ProtectLIB eine Verbindung zur Primärrohstoffgewinnung an und schließt somit die Lücke im Batteriekreislauf. ProtectLIB agiert dadurch als integraler Bestandteil der europäischen Batteriewertstoffkette.
Reverse Carbon Mining Project
Überschüssige Biomasse aus Industrieunternehmen wie z.B. der Lebensmittel-, Holz- & Zellstoffindustrie wird in der Regel verbrannt, was CO2-Emissionen freisetzt. Das Reverse Carbon Mining Project möchte diesem Vorgang entgegenwirken und Industrieunternehmen im Holz-, und Lebensmittel verarbeitenden Bereich sowie aus der Forst- und Landwirtschaft helfen, CO2-Emissionen aus der Atmosphäre zu ziehen. Mit einem als „Pyrolyse“ bezeichneten Prozess wird die überschüssige Biomasse verkohlt und anschließend unter der Erde vergraben (negative Emissionen). Das Ergebnis: Der Kohlenstoff, den die Verbrennung in die Atmosphäre freigesetzt hätte, wird dauerhaft gespeichert. Durch den Pyrolyseprozess wird zusätzlich nutzbare Energie gewonnen. Das RCMP möchte neben diesem Produkt auch eine digitale Plattform schaffen, auf der potenzielle Käufer:innen von CO2-Zertifikaten mit Initiativen zur Entfernung von CO2-Emissoinen aus der Atmosphäre vernetzt werden.
Sonnenschmiede
Mit dem Sonnenschmiede Modell wird die Errichtung und der Betrieb einer gemeinschaftlichen Photovoltaikanlage auf dem Dach von Mehrparteienhäusern ermöglicht. Die Sonnenschmiede plant und errichtet eine perfekt dimensionierte PV-Anlage und gewährleistet den rechtssicheren und reibungslosen Anlagenbetrieb. Die PV-Anlage bleibt dabei immer im Besitz des Eigentümers bzw. der Eigentümer:innen-Gemeinschaft. Alle Bewohner:innen im Haus (egal ob Eigentümer:in oder Mieter:in) können den Sonnenstrom vom eigenen Dach freiwillig und zu fairen Preisen beziehen, Überschuss-Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Sämtliche Gewinne aus dem Stromverkauf fließen an die Eigentümer:innen der Anlage zurück.
Terawind
Terawind hat sich zum Ziel gesetzt, die weltweit stärksten Winde für die Erzeugung von erneuerbarer Energie nutzbar zu machen. Viele Gebiete, wie z.B. die Bergregion, bergen aufgrund vorherrschender Starkwinde ein sehr hohes Windenergiepotential, welches jedoch heute durch konventionelle Windenergietechnologie nur anteilsmäßig bis kaum erschlossen werden kann. Terawind entwickelt Windenergieanlagen für Starkwindgebiete, indem Winde mit weit höheren Windgeschwindigkeiten als technisch üblich, vollständig in nutzbare Energie umgewandelt werden.
Under the Hours
Under the Hours verhilft Nachhaltigkeit zu einem verführerischen Image: Die Marke produziert Lingerie und Loungewear mit bio-zertifizierten Naturfaser- und Upcycling-Materialien nach dem „Made-to-order“-Prinzip in ihrem Wiener Atelier. Das Besondere: Bis Oktober 2022 möchte Under the Hours eine Lingerie Kollektion aus Milchsatin entwickeln – ein Abfallprodukt aus der Milchproduktion. Die Marke rettet so einen wertvollen Rohstoff vor der Abfalltonne und setzt sich für die Kreislaufwirtschaft ein.
Wastics
Wastics ist ein digitales Ecosystem für Abfall und Ressourcen: Mit Wastics finden Unternehmen ihren optimalen Partner für Entsorgung und Recycling von Abfällen und können sämtliche abfallrelevanten Tätigkeiten digital abwickeln. Die Vorteile: Wastics bewertet verschiedene Entsorgungswege anhand von ökologischen Aspekten. Neben den Umweltauswirkungen werden auch Verwertungspotenziale identifiziert, sodass Abfälle als Wertstoff zurück in den Kreislauf geführt werden können. Unternehmen können schlussendlich verschiedene, nach ökologischen aber auch wirtschaftlichen Kriterien bewerteten Entsorgungs- oder Verwertungslösungen vergleichen und auswählen.