Mit der Sommersonne durch den Winter
03.08.2022Als Bernhard König 2018 auf einer Messe einen kleinen thermochemischen Speicher in einem Auto sah, kam ihm die Idee, dieses Prinzip in größerem Maßstab für die Beheizung und Warmwassererzeugung zu nutzen. Denn die Ölheizung daheim war ihm schon lange ein Dorn im Auge. Nach zahlreichen Experimenten und erfolgreichen Tests im Labor machte er sich im November 2019 mit Green Soul Technologies selbstständig. Für den Herbst plant er die Gründung einer GmbH.
Reaktion. SoulHeat nutzt eine Substanz, die weltweit produziert wird, kostengünstig und lediglich als schwach wassergefährdend eingestuft ist. Worum es sich dabei handelt, ist natürlich ein Betriebsgeheimnis und Teil der laufenden Patentanmeldung. Kommt dieser Reaktant mit Wasser in Berührung, entwickelt er Wärme. Dadurch kann die Wärmeabgabe in der kalten Jahreszeit durch die Menge des zugeführten Wassers geregelt werden. Im Sommer wird zum Laden der „Wärmebatterie“ das Wasser wieder ausgetrieben – vorzugsweise mit überschüssiger Energie aus solarthermischen oder Photovoltaik-Anlagen.
„Ich habe bei der Entwicklung zwei Haupteinsatzbereiche im Fokus“, erklärt König. „Einerseits die Unterstützung von Luftwärmepumpen, andererseits die Vollversorgung ganzer Gebäude.“ Luftwärmepumpen weisen bekanntlich bei sehr niedrigen Außentemperaturen einen schlechten Wirkungsgrad auf. In Kombination mit SoulHeat könnten sie jedoch einen COP-Wert von bis zu acht erreichen – das heißt, aus einer Kilowattstunde Strom bis zu acht Kilowattstunden Wärme produzieren.
Unabhängigkeit. „Für das Heizen und die Warmwasserversorgung eines einigermaßen gut sanierten Einfamilienhauses mit einem Jahreswärmeverbrauch von rund 10.000 kWh bräuchte man beispielsweise eine 50 m3 große ‚Wärmebatterie‘ und eine Photovoltaikanlage mit 20 kWp“, beschreibt König den Weg zur privaten Energieautarkie. SoulHeat bietet dabei im Vergleich zu einem herkömmlichen Warmwasserspeicher – je nach erforderlicher Heiztemperatur – die drei- bis sechsfache Speicherkapazität. Dank eines modularen Aufbaus kann SoulHeat in jeder benötigten Dimension eingesetzt werden – eines Tages vielleicht auch als Pufferspeicher in Fernwärmenetzen.
Bernhard König studierte Mechatronik an der Johannes Kepler Universität in Linz und war danach ebendort und später beim metallurgischen Kompetenzzentrum K1-MET als Forscher – und zuletzt als Leiter der Abteilung für Simulation und Analyse – tätig. Nun testet er bei sich daheim im Mühlviertel die erste große Pilotanlage. Ende September sollen alle benötigten Daten vorliegen. Danach möchte König erste Mitarbeiter:innen einstellen und das Produkt bis Ende 2023 auf den Markt bringen.
Aktuell ist er auf der Suche nach strategischen Partnern aus dem Wärmepumpensektor, Investor:innen und Vertriebspartnern aus dem Heizungs- und Bausektor. Von greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, erhofft er sich entsprechende Kontakte und die Steigerung des Bekanntheitsgrads seines Produkts.